Aufarbeitung - Teil 1: Was ist geschehen? 31.7.22
Ich möchte gerne wie alle anderen, zur „Normalität“ zurückkehren. Aber leider schaffe ich es nicht. Zu sehr lastet noch das Geschehene, das Erlebte und Berichte von Freunden und Klienten auf mir.
Ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft weiß, dass das was in den letzten 2,5 Jahren passiert ist, irgendwie nicht so ganz richtig war. Aber eigentlich wollen wir darüber lieber nicht reden....wir versuchen, es unter den Teppich zu kehren. „Was in der Vergangenheit war, das ist vorbei. Schauen wir nach vorne“. So oder ähnlich argumentierte der ehemalige ORF Generaldirektor Alexander Wrabetz in der Sendung „Talk im Hangar“ vom 30.6.2022. „Die Politiker, die Aussagen gegenüber der Ungeimpften getroffen haben, sind nicht mehr im Amt“.
So einfach wollte er sich aus der Affäre ziehen. Und er ist nicht der Einzige. Aber nochmals zurück. Worum geht es eigentlich und warum ist das für viele Menschen nicht möglich, jetzt einfach so weiter zu machen, als wäre nichts gewesen?
Ich spreche täglich mit vielen Menschen. Schon während des „Lockdowns für Ungeimpfte“, als auch während der 2G-Zeit war es offenbar vielen Menschen nicht bewusst, was das eigentlich bedeutet, ausgeschlossen und ausgegrenzt zu sein- bzw. was hier gerade passierte. Denn Menschen mit einem gültigen 2G-Zertifikat konnten ja alles machen. Fast wie früher. Dass man einen Pass herzeigen muss, der einem Zutritt gewährt, dass man seine höchstpersönlichen Gesundheits- und Personendaten vorlegen musste, um auch nur eine Batterie zu kaufen, wurde offenbar ausgeblendet oder schweigend hingenommen.
Die, die ein Zertifikat hatten, haben nicht mitbekommen, dass Mütter weinend vor dem Media Markt standen, weil sie ihren Kindern für Weihnachten nicht das gewünschte Computerspiel kaufen konnten. Sie haben auch nicht erlebt, wie Mütter mit ihren Kindern in die Bücherei, den Zoo oder zum Eislaufen nicht gelassen wurden.
Meine Freundin rief mich verzweifelt an: ich kann meinem Kind keine Winterstiefel kaufen. Wir wollen die Winterjacke anprobieren – und nicht online bestellen.....
Jahreskarten verloren ihre Gültigkeit (ohne Ersatz), ggf. gekaufte Theaterkarten konnte man nicht benutzen.
Leider wurde nicht einmal eine Ausnahme gemacht, wenn man beruflich etwas einkaufen wollte.
Schülerinnen, die beim Libro oder Pagro an der Kassa in Tränen ausgebrochen sind, weil sie keinen Block und keine Stifte kaufen durften. Bauarbeiter, die kein Baumaterial im Baumarkt kaufen durften, selbst dann nicht, wenn sie eine Bestätigung von der Firma vorlegten, dass sie es für die Ausübung ihres Jobs brauchten. Ich habe von einer Kollegin gehört, die kein Büromaterial für ihre
Praxis kaufen durfte.
Es entstanden auch paradoxe Situationen: eine Frau kaufte im Geschäft „Tedy“ ein. An der Kassa wurde ihr gesagt, ohne 2G Nachweis, dürfe sie nur die Gummibärchen kaufen, den Rest nicht.
Wie offensichtlich muss es noch gezeigt werden, dass es hier ausschließlich um Bestrafung ging, und niemals um Gesundheit?
Eine Klientin brach in Tränen aus, weil sie es so entwürdigend fand, nicht zum Friseur gehen zu dürfen.
Die Universitätszahnklinik in Wien verlangt immer noch! einen 2,5G Nachweis! Das bedeutet konkret, dass man, wenn man ungeimpft ist, einen Tag warten muss, um dort in einem Notfall, sprich mit akuten Zahnschmerzen, behandelt werden kann.
Wie kann man einem Menschen medizinische Hilfe verwehren, weil er sich keiner Impfung bzw. Gentherapie unterziehen lassen will? Ist es zumutbar, mit Schmerzen einen Tag auf ein PCR Testergebnis zu warten, um behandelt zu werden?
Zu einer Familie kam keine Rettung, als das Baby hohes Fieber hatte, weil das Kind nicht getestet war.
Eine Kollegin berichtete, dass es in ihrem Team offenbar alle anderen Psychologen in Ordnung fanden, Menschen von der Gruppentherapie auszuschließen, wenn sie nicht geimpft waren.
Eine andere Kollegin absolviert gerade die Ausbildung zur Psychotherapeutin. In ihrem Kurs waren ausschließlich angehende Psychotherapeuten. Von einem Therapeuten oder Psychologen erwarte ich ein hohes Maß an Empathie. Interessanterweise wollte in dieser Gruppe niemand darüber sprechen, dass die Kollegin gerade offen von allen ausgegrenzt wurde, strukturelle Gewalt erfuhr und am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen durfte. Keine Kollegin kam auf die Idee, die Mittagspause mit dieser ausgegrenzten Kollegin im Seminarraum zu verbringen, obwohl sie ungeimpft als einzige nicht in die Kantine durfte....(soviel übrigens zum hochgelobten Begriff der Solidarität).
Die Sprache der Politiker wurde von Medien 1 zu 1 übernommen und sogar noch forciert. Ich kann mich erinnern, als zu Weihnachten im Standard eine Frage gestellt wurde: „Wie verbringen Sie Weihnachten? Wie gehen Sie mit den ungeimpften Verwandten um? Sagen Sie der ungeimpften Tante, dass sie nicht zur Familienfeier kommen darf?“ So in der Art wurde da ganz offen darüber gesprochen, als wäre es das Normalste der Welt, Familienmitglieder vom heiligen Fest auszuschließen.
Eine Freundin war todtraurig zu Weihnachten. Sie wurde – nachdem ihre Angehörigen mitbekommen hatten, dass sie nicht geimpft ist – kurzerhand vom Familienfest wieder ausgeladen. Ihr Angebot, dass sie sich gerne PCR testet, wurde nicht angenommen. Stattdessen wurde ihr gesagt, man sehe sich im Februar wieder, denn dann müssten ja ohnehin alle geimpft sein – auch sie.
Eine andere Freundin traute sich nicht zu den Verwandten in ein benachbartes Bundesland zu fahren, da ja immer noch der „strenge Lockdown für Ungeimpfte“ herrschte. „Was sage ich, wenn ich aufgehalten werde?“ „Wie soll ich reagieren, wenn das jemand mitbekommt, dass ich mich illegalerweise in einem anderen Bundesland aufhalte?“ Die ganze Familie hat sich gemeinsam eine "Ausrede“ einfallen lassen, die einheitlich den Organen der öffentlichen Sicherheit präsentiert werden könnte – sollten sie aufgehalten werden.
Ein Klient war am Boden zerstört, weil er seine sterbende Mutter nicht im Spital besuchen durfte. Ein Möglichkeit, sich von ihr zu verabschieden wurde ihm aufgrund von überbordenden Maßnahmen genommen. Wo ist dabei die Menschlichkeit geblieben?
Kranke und sterbende Menschen wurden alleine gelassen und mussten einsam und isoliert dahin vegetieren. Ohne Impfung durften Angehörige nicht auf Besuch kommen oder sich in Würde verabschieden. Wie un-/menschlich ist das? Wie ist das moralisch zu vertreten?
Welchen Sinn ergibt es, dass eine ungeimpfte Pflegekraft zwar arbeiten darf, aber selbst eigene Angehörige in einer Pflegeeinrichtung
nicht besuchen durfte
?
Ärzte wollten uns nicht mehr behandeln, weil wir „ungeimpft“ sind. Im Vorfeld einer dringend benötigten OP wurde mir direkt gesagt: gehen Sie impfen, dann bekommen Sie schneller einen Termin.
Ein Frauenarzt hat seine ungeimpfte Patientin psychisch und bei der gynäkologischen Untersuchung physisch so grob behandelt, dass sie
ihr ungeborenes Kind verloren hat. Ja – alles im "Moarlfeldzug" gegen die unsolidarischen „Ungeimpften“.
Begriffe wie „Solidarität“ und „Vertrauen in die Wissenschaft“ wurden massiv missbraucht.
Politiker und Medien benutzten Aussagen wie:
„die Zügel enger schnallen“
„Weihnachten wird ungemütlich“
Schöne Weihnachten wurde ausdrücklich nur der geimpften Gesellschaft gewünscht
„Kein Mitleid mit Ungeimpften“ (sagte der Wiener Dompfarrer Toni Faber)
„Ungeimpfte gehören nicht mehr zu unserer Gesellschaft“
In einer Reportage über den Kinderschänder und Kindermörder Marc Dutroux, sagte einer der Väter der vielen Opfer vor Gericht zurecht, dass der Täter kein Teil der Gesellschaft mehr sei.
Wurden wir hier tatsächlich auf die selbe Stufe mit einem Mörder und Schänder gestellt, indem wir ebenfalls der Gesellschaft verwiesen wurden?
Wie im 1. Teil an vielen Beispielen dargestellt:
Es wurde gehetzt und massive Sündenbockpolitik betrieben. Es gab nur eine moralisch richtige Meinung und die hieß: opfer dich für das Wohl der großen Gruppe. Wer nicht mitmacht, ist unsolidarisch. Wer nicht mitmacht, darf offen bestraft und ausgegrenzt werden. Wer mitmacht, ist einer von „den Guten“ und hat eine Belohnung verdient (Zugang zum öffentlichen und sozialen Leben). Wer nicht mitmacht, hat die volle Härte einer Bestrafung und Ausgrenzung zu erfahren.
Der damalige Bildungsminister Fassman sagte, Mobbing gegen ungeimpfte Schüler sei in Ordnung.
Wo war der Aufschrei der Lehrer? Wo war der Aufschrei der Eltern? Wo war der Aufschrei der Direktoren?
Es gab ihn. Aber nur im Verborgenen und in kleinen Gruppen. In alternativen Medien.
In Mainstream Medien wird zensiert oder gar nicht erst darüber berichtet.
Es gab offene Briefe von Eltern, Apothekern, Ärzten, Psychologen....
Auf die schädlichen Auswirkungen der Maßnahmen wurde seit Beginn von vielen kritischen Wissenschaftern und Ärzten hingewiesen. Nun wird das Ausmaß immer sichtbarer. Jugendliche mit Angst- und Essstörungen, Anstieg von Depressionen und Selbstmorden. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wie groß der angerichtete Schaden tatsächlich ist, wird sich erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zeigen. Störungen des Sozialverhaltens, weil wir Kinder gezwungen haben Masken zu tragen und auch nur maskierte Menschen zu betrachten.
Den Kindern wurde erzählt, Menschen ohne Maske und ohne Impfung stellen eine Gefahr da. Es wurde ihnen erzählt, sie seien für die Sicherheit und das Leben der Großeltern verantwortlich.
In den Schulen wurden ungeimpfte Kinder oftmals gemobbt.
Wir haben den Kindern beigebracht, dass von jedem Menschen (auch von ihnen selbst) eine Gefahr ausgeht – solange, bis man die eigene Gesundheit „bewiesen“ hat oder sich einer „Impfung“ zu unterziehen, die nicht immun macht....
Das Denunziantentum hatte wieder Hochkonjunktur. Ungeimpfte Schüler mussten abseits der anderen sitzen oder als einzige Masken tragen.
Wenn ich heute – im Sommer 2022 – die Menschen beobachte, dann sehe ich leichte Hoffnung.
Wie Ulrike Guerot richtig gesagt hat: am Anfang der Aufarbeitung, muss eine Entschuldigung stehen.
Wann entschuldigen sich die Medien bei uns?
Wann entschuldigen sich die Politiker bei uns?
Wann entschuldigen sich die instrumentalisierten „Wissenschaftler“ bei uns?
Wann entschuldigen sich die sog. „Faktenchecker“ und „Volksverpetzer“ bei den Wissenschaftlern, Ärzten, Forschern und kritischen Stimmen für ihre falsche Denunzierung?
Entschuldigungen sind an vielen Stellen angebracht.
Bei der gesamten Bevölkerung für Nötigung und Impfdruck. Bei allen Andersdenkenden für Beschimpfungen und Ausgrenzung.
Wir können ein erneutes Aufkommen des Totalitarismus nur dann verhindern, wenn wir das was passiert ist beim Namen nennen und aufarbeiten! Wenn wir hinschauen, und genau ergründen, was geschehen ist. Und wenn wir uns selbst fragen: warum habe ich mitgemacht? Warum habe ich geschwiegen? Warum habe ich mein Bauchgefühl ignoriert? Warum habe ich nicht bemerkt, dass hier etwas ganz falsch
läuft?
Wie ist es dazu nur gekommen? Welche Mechanismen waren hier am Werk und von wem wurden sie warum eingesetzt?
Zum Thema Massenpsychologie und wie Manipulation und Propaganda funktioniert, wurde in den letzten 2,5 Jahren bereits sehr viel geschrieben. Vieles findet sich auf alternativen Medien und in Blogs. Es empfiehlt sich diese Begriffe zu googeln und zu studieren.
Die Aufarbeitung beginnt, indem wir darüber reden! Schweigen wir nicht länger und trauen wir uns den rosa Elefanten im Raum anzusprechen.
Bitten wir einander um Vergebung!
Ich habe von vielen meiner geimpften Freunde gehört, dass Ausgrenzung und Beschimpfung in beide Richtungen aufgetreten sind. Auch das muss ein Ende haben! Keine apokalyptischen Prophezeiungen, was nach der Impfung passieren wird. Keine Ausdrücke wie „Schlafschafe“ , „Lemminge“, „Zeugen Coronas“, „Querdenker“, „Impfgegner“ oder „Schwurbler“ mehr.
Der erste Schritt ist, damit aufzuhören.
Besonders von den Medien wünsche ich mir hier seriösen Journalismus und Berichterstattung. Wer bei Zensur, Diffamierung und einseitiger Berichterstattung
mitmacht, hat jeden Anspruch auf Seriosität verloren.
Haben Sie Abstand zu Andersdenkenden genommen? Versuchen Sie eine Annäherung! Suchen Sie das Gespräch und überlegen Sie, wofür eine Entschuldigung angebracht ist.
Auf lange Sicht sind also folgende Schritte notwendig:
1, eine ernst gemeinte Entschuldigung. Von den Medien, den Politikern, von allen, die mitgemacht haben, die andere beschimpft oder ausgegrenzt haben.
2, fehlende Empörung nachzuholen. Es würde der ausgeschlossenen Gruppe gut tun, wenn sie hören würde: „Es tut mir leid, was dir passiert ist. Es war nicht richtig, nein, es war sogar ein Verbrechen, was passiert ist und wie wir mit euch umgegangen sind.
3, Aufarbeitung der Jahre 2020-2022. Wissenschaftliche Studien über Täter-Opfer-Verhalten, Massenpsychologie und Gehirnwäsche anhand von Beispielen beschreiben und reflektieren.
4, Wiedergutmachung. Wie die aussieht, kann ich nicht sagen. Aber die Forderung danach ist in der Gesellschaft spürbar.
Es ist möglich, dass wir als Gesellschaft wieder zu einander finden. Aber zuerst braucht es hierfür eine ernst gemeinte Entschuldigung und eine Aufarbeitung der Geschehnisse.
Außerdem darf so etwas nie wieder passieren, indem wir klar sagen: ich mache da nicht mehr mit! Und indem wir uns nicht mehr von Medien und Politik instrumentalisieren und manipulieren lassen.
Dann können wir alles schaffen.
Schreiben Sie mir gerne Ihre Erfahrungen aus den letzten beiden Jahren und wie Sie persönlich heute damit umgehen. Wie haben Sie es geschafft, diese Zeit zu überstehen? Kennen Sie Schicksale, von welchen Sie mir berichten wollen?
Sind Sie aus dem "Impfabo" ausgestiegen und erleben jetzt einen Perspektivenwechsel?
Würden Sie nochmals bei 2G oder anderen Zwängen mitmachen?
Ich freue mich auf Ihre Meinung!
Psychologin Mag. Nathalie Romstorfer
office@psychologie-romstorfer.at
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